Jahrgang 1 | + | Nr. 08 | + | 24. August 2009 |
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Inhalt:
Skandal-Kündigung bei Weiterbildungsinstitut "future gGmbH"Einer hochschwangeren Frau mit bis zum 31.8.2009 gültigem Arbeitsvertrag (ABM, bei der Niederlassung Naumburg) wurde vom Geschäftsführer der future gGmbH Herrn Günter Peter zum 30.6.2009 gekündigt. Ungeachtet des für Schwangere geltenden Kündigungsschutzes und ohne die Betroffene selbst zu verständigen!!! Die werdende Mutter erfuhr alles erst, als sie jetzt bei ihrer Krankenkasse einen Antrag auf Mutterschaftsgeld stellte und schockiert vernahm, sie stünde seit 30.6. nicht mehr in einem Beschäftigungsverhältnis. Der Geschäftsführer Peter behauptete dreist, die ARGE habe ihn schriftlich über ihr Ausscheiden aus der Maßnahme zum 30.6. informiert. Sowohl die Betroffene als auch die ARGE wurden hierbei von Herrn Peter irregeführt, denn beide Seiten wussten nichts davon. Anlässlich eines von der ARGE anberaumten Gesprächs wurde Geschäftsführer Peter nochmals eindringlich über seine Pflichten als Arbeitgeber belehrt. Aufgrund des massiven Drucks durch die Betroffene, die zuständige Krankenkasse, das zuständige Gewerbeaufsichtsamt und durch die ARGE sicherte Herr Peter nunmehr die Einhaltung der arbeitsvertraglichen Pflichten fernmündlich zu.Future will eine gemeinnützige GmbH sein? Angesichts dieses Vorfalls ist überprüfungsbedürftig, ob von Gemeinnützigkeit die Rede sein kann. Gemein sicherlich, aber gemeinnützig? Interessant ist auch, Herr Peter ist Mitglied im Lokalen Netzwerk für Familie im "Bündnis für Innovation, Wirtschaft und Arbeit im Burgenlandkreis" [Info]. Dessen Zielsetzung: Unter anderem "familienfreundliche Personalpolitik und Infrastruktur" und "mehr Familienbildung"! Das Gründungsmitglied Harry Reiche sollte nach der hier betriebenen Personalpolitik befragt werden! Es ist empörend! Die ArmutsindustrieUnlängst zeigte das Fernsehen eine Dokumentation unter dem Titel "Die Armutsindustrie". Sie zeigte, "wie aus dem Mangel an Arbeit ein Geschäft geworden ist". Das Fazit lautet: Die Maßnahmen nützen kaum den Betroffenen, sondern sind vor allem verdeckte Subventionen für Privatunternehmen. So werden pro Jahr 7 Milliarden € an Lohnkostenzuschüssen aus Steuermitteln verteilt. Das ist natürlich sehr lukrativ. Es erhält z. B. die Beschäftigungsgesellschaft "Neue Arbeit" 12 € pro Stunde für jeden der bis zu 1.600 Langzeitarbeitslosen, die sie vermittelt. Ihr wisst selbst, wieviel die Betroffenen davon erhalten. Die "Neue Arbeit" gehört zur evangelischen Kirche und gilt als gemeinnützig - die Voraussetzung für eine öffentliche Finanzierung. Dabei "dürfen" die Arbeitslosen "Gemüseschnippelkurse" durchlaufen, bzw. müssen bei Stadträten oder Rechtsanwälten putzen. Diese vorgebliche Gemeinnützigkeit führt jedoch als Billig-Konkurrenz zum Abbau regulärer Beschäftigung.Auch Dekra erhält 60 Millionen € jährlich für zweifelhafte Weiterbildungsmaßnahmen. Oder es werden von 65 1-€-Jobbern z. B. gespendete Puzzlespiele auf Vollständigkeit überprüft. Das hättet Ihr sehen sollen. Als roter Faden wird immer wieder in diesem Bericht eine Kontrolle und Disziplinierung mittels staatlicher "Sozialpolitik" erkennbar. Es ist wie im 19. Jahrhundert, als in Arbeitshäusern Menschen diszipliniert wurden, für welche die Ausbeutergesellschaft keinen ordentlichen Platz übrig hatte. Man könnte auch von Aufbewahrungsschleife sprechen, aus der ein Entkommen nur um den Preis einer Kürzung oder Streichung des ALG II möglich ist. Oder durch Anstellung auf dem 1. Arbeitsmarkt, der jedoch weiter denn je entfernt scheint. Angenehmer statistischer Nebeneffekt ist dabei, dass so bis zu 1,6 Millionen Arbeitslose aus der Statistik verschwinden. Ein 51-jähriger Kraftfahrer mit Frau und 4 Kindern wird als ein weiteres Beispiel dargestellt. Er hat noch ein Problem: Er hat nie richtig Schreiben gelernt. Anstatt ihm einen Schreibkurs zu ermöglichen, muss er in einem Lager als Praktikant Kartons packen. "Was gibt es dabei zu lernen?" fragt er berechtigt. Sinnvoll ist das nur für den Arbeitgeber. Der "spart" Sozialbeiträge und Lohnkosten. Zum schlechten Schluss erhält der Mann ein neues Arbeitsangebot: Bei einer Firma, welche ihn unmittelbar zuvor auf seine eigene Bewerbung hin antwortete, sie stelle niemanden ein. Bei staatlichen Lohnzuschüssen greift sie natürlich nun zu! Für ihn - ohne Aussicht auf eine reguläre Anschlussbeschäftigung - ein 12-Monate-Job. "Arbeitgeber fragen gerne nach Zuschüssen" erklärt ihm dazu seine Bearbeiterin aus dem Jobcenter. In dieser Dokumentation wird durch staatliche Zwangsmaßnahmen bewirkte Billigarbeit immerhin noch als Glücksfall für den viel beschworenen Standort Ost bezeichnet. Reguläre Beschäftigungsverhältnisse - so antwortete ein Firmenchef auf eine Frage - dafür sei er nicht kompetent genug. Hier kann nur unterstrichen werden: Das ist Kapitalismus pur; Ausbeutung, Profit so hoch wie nur möglich. Rechtsstaat BRD? - Unrechtsstaat DDR?
Heute - am 5. Jahrestag des Bestehens der Montagsproteste gegen Hartz-IV, Sozial- und Demokratieabbau in Zeitz - präsentieren wir euch einen ironischen Text über die gesellschaftlichen und sozialen Verhältnisse in der DDR, passend zur Unrechtsstaat-Debatte.
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