Montagsdemo Zeitz - Offener Runder Tisch Zeitz

Die erste Freiheit der Presse besteht darin, kein Gewerbe zu sein. (Karl Marx)

Jahrgang 5 + Nr. 07 + 1. Juli 2013

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Herausgegeben von "Offener Runder Tisch Zeitz"

Inhalt:

  1. Neusprech / Sprachlügen / Unwörter - Heute: Das Jobcenter
  2. Eine Reise die ist lustig...
  3. Sonderstadtrat zum Thema Hochwasser und OB Kunze oder gesteuerte Meinungsbildung
  4. Der Hitlerputsch und wie die Zeitzer davon erfuhren

Neusprech / Sprachlügen / Unwörter
Heute: Das Jobcenter

"Jobcenter" können als mißglückter Versuch gelten, die wohl trübsinnigste und ungeliebteste Institution der sozialen Marktwirtschaft aufzupeppen und gleich noch ein wenig effizienter/kostengünstiger/billiger zu machen: das Arbeitsamt. Das Center-Unwesen verhunzt ja schon länger Sprache und Leben, ob es sich nun um Markthallen oder um Toiletten handelt - eigentlich alles keine Zentren. Und wie so oft, wenn Sprache verschleiern soll, kommt dabei nur Unsinn heraus. Nimmt man Jobcenter wörtlich, eröffnen sie viel mehr Wahrheit, als sie wohl eigentlich sollen - sozusagen unfreiwillig ehrlich. Denn Jobs haben mit der guten alten Arbeit nicht viel zu tun, sie sind etwas Kurzes, sie sind etwas, das man für Geld erledigt, ohne Spaß daran und Sinn darin. Maßnahmen eben. Übersetzt man das englische Kompositum aber (das man auf Englisch übrigens nicht zusammenschriebe), werden es Arbeitszentren, was fleißig klingen könnte, aber eine glatte Lüge ist. Arbeit gibt es dort keine, es wird Arbeitslosigkeit verwaltet.

 Quellartikel

Eine Reise die ist lustig...

...eine Reise die ist schön, ach komm, lassen wir die Zeitzer doch im Elsterwasser stehn!

Bewog den Zeitzer FDP-Oberbürgermeister Dr. Kunze mit Arroganz gepaarte Gleichgültigkeit, während des Zeitzer katastrophalen Elsterhochwassers gemeinsam mit dem Chef der Zeitzer Stadtwerke Huke die Stadt zu verlassen und stattdessen zu einer "Städtepartnerschaftskonferenz" nach Uljanowsk in Rußland zu reisen sowie anschließend einen mehrtägigem Abstecher nach Moskau zu unternehmen?

Während sich in Zeitz ein Hochwasser nie gekannten Ausmaßes ausbreitete und viele Zeitzer und sogar viele auswärtige Helfer mit Bergungs- und Aufräumarbeiten beschäftigt waren, fehlte also der Chef der Stadtverwaltung vor Ort. Seine Begründung ist ebenso seltsam wie unglaubwürdig: Erschöpft sei er gewesen. Von Wasser habe er geträumt.

Was meint er eigentlich, wie erschöpft die vom Hochwasser Betroffenen waren? Sie haben nicht nur von Wasser geträumt, sie wurden direkt damit konfrontiert. Und sie konnten nicht einfach mal davonlaufen und eine Reise machen.

Die Liste der Amts-Fehler des OB Kunze hat jedoch einen deutlich größeren Umfang. Um nur mal einige zu nennen:
  • ein sich ständig verteuernder und völlig unnötiger Umbau des Zeitzer Altmarktes. Baukosten: 2,5 Mio € - bereits jetzt um 500.000 € erhöht, lange vor der Fertigstellung. Gegenwärtige Bauzeitverlängerung bereits jetzt ein halbes Jahr. Ein Ende ist noch nicht absehbar.

  • in diesem Zusammenhang wird auch das Mahnmal für die Opfer des Faschismus von dem historisch bedeutsamen und angestammten Platz versetzt werden und für mehr als 2 Jahre dem Gedenken entzogen.

  • Kauf der Zekiwa-Immobilie für 95.000 €, ohne dafür - weit mehr als ein Jahr nach dem Kauf - irgendein Nutzungskonzept vorweisen zu können. Geschweige denn vor dem Kauf, wie es eigentlich logisch und sinnvoll gewesen wäre.

  • Baumfrevel im Platanenweg, für ca. 80.000 € wurden fast alle großen und kerngesunden Platanen gefällt.

  • Schließung der Bibliothek in Zeitz-Ost aus Kostengründen und in die ehemaligen Räumlichkeiten der Volkssolidarität verlegt.

  • Sanierung der Räumlichkeiten der Volkssolidarität abgelehnt, so daß sie Zeitz-Ost verlassen mußte.

  • Verhandlungen zur Herstellung einer Städtepartnerschaft mit Prescott/Arizona (USA) geführt, ohne den Stadtrat vollumfänglich in diese Absichten einzubeziehen. Inzwischen fanden mehrere Reisen Kunzes nach Prescott statt - wieder in Begleitung des Chefs der Stadtwerke. Er bezeichnet sie zwar als privat, wird jedoch in den USA als Zeitzer Oberbürgermeister empfangen und nimmt Handlungen vor mit Auswirkungen auf seine Zeitzer Amtstätigkeit!

  • Diverse weitere Reiseaktivitäten mit sehr ungewissem Nutzen für Zeitz, u. a. nach Japan, in die Mongolei, einer "Dienstreise" während der Hochwasserkatastrophe in Zeitz.
Haben wir es hier mit einem Oberbürgermeister zu tun, dem die Stadt nicht sonderlich wichtig scheint? Sein Verhalten läßt so manche Überlegungen und Schlüsse zu.

Die entscheidende Frage ist aber: Sehen sich die Zeitzer durch diesen OB noch ordnungsgemäß vertreten? Oder wollen sie ihn überhaupt noch als Oberbürgermeister haben?

Angesichts der vorliegenden Fakten und der vorherrschenden Stimmung in der Zeitzer Bevölkerung müssen diese beiden Fragen wohl mit nein beantwortet werden.

Daraus sollten die logischen Konsequenzen gezogen werden!

Sonderstadtrat zum Thema Hochwasser und OB Kunze oder gesteuerte Meinungsbildung

Die Zeitzer Stadtratssitzung vom 20.06.2013 behandelte als einzigen inhaltlichen Tagesordnungspunkt die jüngste Zeitzer Flutkatastrophe und stellte sich mir als peinlicher Schulterschluß einer Stadtratsmehrheit mit dem OB Dr. Kunze dar. Davon ausgenommen waren allein die fraktionslose Frau Spindler, die Fraktionen WiR-Unabhängige/KPD, Die Linke sowie Frau Rossner-Sauerbier für einen unbekannten Teil ihrer Fraktion B90/Die Grünen/FDP/ZDI. Ganz offenkundig hatten die anderen Stadträte sowie Kunze selber alle gemeinsam kein Interesse an der Aufklärung von Kunzes Reiseaktivitäten während dieser Katastrophe. Stattdessen stellten einfache, aber erkennbar empörte Bürger diese Fragen, freilich ohne Antwort zu erhalten. Herr Exler als Stadtratsvorsitzender unterstützte kraftvoll die Eindämmung lästiger Fragen an Kunze, indem er den Fragestellern immer dann dazwischenredete, wenn erkennbar wurde, daß es sich um für Kunze unangenehme Fragen handelte. Kunze selber enthielt sich in den allermeisten Fällen einer Antwort und wurde auch durch Exler nicht dazu aufgefordert. Einer der Fragesteller machte mir alle seine - auch die von Exler unterdrückten - Fragen zugängig.

Die Fragen:

Sehr geehrter Herr Oberbürgermeister,
  1. Wann und wo haben Sie während Ihrer kürzlichen Dienstreise nach Rußland vor welchen und vor wie vielen Teilnehmern welchen Vortrag gehalten, wem werden Sie bis wann das Manuskript hierzu ausreichen, wann haben Sie wo in Rußland mit welchen und mit wie vielen Teilnehmern an welchen Vorträgen als Zuhörer teilgenommen, in welcher Beziehung standen diese Vorträge zu Ihrer Tätigkeit in Zeitz oder zu Zeitz selber und wem werden Sie bis wann auf welche Weise das Vortragsmaterial zugänglich machen?

  2. Wann, wo, mit wem führte Ihr dienstlicher Reisebegleiter nach Rußland, Herr Geschäftsführer Huke von den Stadtwerken Zeitz, dort welche Vertragsverhandlungen mit welchen Lieferanten zu welchen Gaslieferungen, was war das Verhandlungsergebnis und welche Verträge werden bis wann hierzu mit wem abgeschlossen werden bzw. welche Verträge wurden wann, wo und mit wem hierzu bereits abgeschlossen?
Kunze beantwortete keine einzige dieser Fragen!

Der Hitlerputsch und wie die Zeitzer davon erfuhren

Ursprünglich auf MZ-Bürgerreporter erschienen und leider nach kurzer Zeit durch die Redaktion gelöscht!
Mit freundlicher Genehmigung des Autors an dieser Stelle erneut veröffentlicht.

Hitler-Putsch, Hitler-Ludendorff-Putsch, Bürgerbräu-Putsch - egal wie wir es nennen! Hitler versuchte vor neunzig Jahren zum ersten Mal, politische Macht zu gewinnen. Das war im November 1923. Es kann nichts schaden, schon heute über dieses historische Ereignis nachzudenken.

Am 09. November 1923 wurden erstmals in Deutschland politische Nachrichten über das Rundfunkprogramm ausgestrahlt. Dies gilt als der Beginn des Rundfunk-Nachrichtendienstes. Im Dezember 1923 gab es im Deutschen Reich 467 zahlende Rundfunkteilnehmer, über die Zahl der Schwarzhörer existiert keine Statistik. Aus dem Radio erfuhren demnach sehr wenig Menschen etwas über den Putschversuch Adolf Hitler in München. In Zeitz vielleicht eine Hand voll?! Was sich welt- und deutschlandweit ereignete, das erfuhren die Zeitzer über Zeitungen. Zu diesem Zeitpunkt hatten sie die Wahl zwischen dem "Volksboten" (sozial-demokratisches Organ für die Kreise Zeitz, Weißenfels, Naumburg) und den konservativ-völkischen "Zeitzer Neuesten Nachrichten" aus der Reinhold Jubelt G.m.b.H., Zeitz. Während der "Volksbote" am 14. November 1923 schreibt: "Für uns gilt es also mehr denn je, bereit zu sein und den Putschgelüsten der Hitlergarden einen Dämpfer aufzusetzen", fallen die "Zeitzer Neuesten Nachrichten", die sich irreführend unabhängige Tageszeitung nennen, am selben Tag dadurch auf, dass sie es "unendlich bedauerlich" finden, "dass man Männern wie Ludendorff-Hitler nicht nur die gelobte Treue gebrochen..." und so weiter, und so fort. Die "Zeitzer Neuesten Nachrichten" machten Meinung in Zeitz und Umgebung. Im Gegensatz zum "Volksboten" unterstützten sie ein rechtes Meinungsklima, wirkten antirepublikanisch und antidemokratisch, beim genauen Hinsehen sogar antisemitisch. Das ist nun 90 Jahre her, so lange her, dass man über Vergebung nachdenken könnte und sollte. Voraussetzung dafür ist jedoch, dass dem Jubelt-Rummel in Zeitz endlich Einhalt geboten wird, dass sich Kommunalpolitiker nicht mehr für Jubelt-Ehrungen einspannen lassen, dass der Geschichts- und Altertumsverein sich endlich von seinen verstaubten Anschauungen zum Thema Jubelt verabschiedet.

So wie in einer Demokratie niemand verhindern kann, dass ein paar Leute zu gewissen Anlässen nach Braunau in Österreich pilgern, so wird niemand verhindern können, dass ein paar Leute in Zeitz ihre Hurra-Jubelt-Feiern feiern. Das sollten sie aber bitte mit eigenen finanziellen und personellen Mitteln tun. Die Stadt Zeitz darf weder Geld noch Museumspersonal für Jubelt-Ausstellungen oder ähnliches zur Verfügung stellen.

Wenn sich im Rahmen der Luthertour hoffentlich viele Besucher in die Franziskaner Klosterkirche begeben werden, wird vielen von ihnen im Klosterkirchhof die Plakette am Hause der Jubelts auffallen. Hoffentlich informieren sich nur wenige, sehr wenige im Internet über die "Zeitzer Neuesten Nachrichten", den Sis-Verlag Zeitz, über Arthur Jubelt oder über Reinhold Jubelt. Es könnte peinlich werden für die Stadt Zeitz, wenn Interessierte bei Wikipedia die Diskussionsseiten nicht nur anklicken, sondern auch lesen.

Wilfried Heineck schrieb am 10.06.2013 um 13:36 Uhr einen Kommentar zu diesem Beitrag:
Unerlässliche Voraussetzung für Vergebung sind Reue und Wahrhaftigkeit. Die verstorbenen Jubelts können dies naturgemäß nicht leisten. Und bei ihren lebenden Anhängern ist beides nicht erkennbar, eher bemühen sie das Gegenteil.
Interessant: Einen Tag später, am 11.06.2013 um 22:02 wurde der Beitrag gelöscht, nachdem er 143mal gelesen wurde.

Als sich der Autor auf das Recht auf investigativen Journalismus berief, wurde er vollends ignoriert. So geschehen anno 2013 in Zeitz, Sachsen-Anhalt, Bundesrepublik Deutschland.

Wolfgang Hädrich



Der Offene Runde Tisch Zeitz, ORTZ


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